Die erfolgreiche Rad-WM-InnsbruckTirol 2018 wird wohl als eine der schönsten Großveranstaltungen ihren würdigen Platz in den Annalen der österreichischen Sportbücher finden.
Doch leider haben wir die positive Energie dieser WM viel zu wenig genutzt, um in drei entscheidenden Bereichen auch politisch stärker am Rad in Österreich zu drehen:
Erstens, Ausbau unserer Infrastruktur für die alltägliche Radmobilität, hier bewegt sich Österreich bestenfalls im europäischen Durchschnitt. Zweitens, ein starkes Bekenntnis für das Thema Rad auf allen seinen Ebenen, das fehlt leider gänzlich. Und drittens, einen größeren Scheinwerfer auf den Radsport zu werfen, der völlig zu Unrecht immer noch im tiefen Schatten von Fußball und Schifahren steht.
Und jetzt? Jetzt wird auch noch der Radbahn im traditionsreichen Dusika-Stadion zum 45jährigen Jubiläum die Abrissbirne gegen Ende des Jahres geschenkt. Ersatz? Im Moment keiner! Denn in der neu geplanten „Sportarena Wien“, die auf dem jetzigen Gelände des Dusika-Stadions gebaut werden wird, ist für ein Velodrome kein Platz mehr vorgesehen.
Man stelle sich nur Folgendes vor: Die einzigen Trainings- und Wettkampfstätten für Fußball oder Schisport von österreichweiter Relevanz werden von der Politik ohne einem Angebot zeitgerechter Alternativen geschliffen. Vorstellbar? Eben.
Aber an die Adressen der vielen österreichischen RadsportlerInnen, die sich in den letzten Jahren auf der Straße und auf dem Mountainbike hervorragend in der Weltspitze etabliert und auch auf der Bahn große Erfolge gefeiert haben, darf diese enttäuschende Botschaft gesendet werden. Aktuell zählen beispielweise die jungen Wiener Tim Waffler, Stefan Kovar und Paul Buschek auf der Bahn international zu den Besten in ihren Jahrgängen. Buschek (auf dem Foto im Trikot des österreichischen Nationalteams) führt sogar die UCI-Weltrangliste 2020 im Bewerb Omnium an. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sind ein großes Ziel, ihr Training absolvieren sie regelmäßig im Dusika-Stadion. Wo sollen sie und mit ihnen viele andere das in Zukunft tun?
Ein sportpolitisches Signal von mangelndem Respekt. Und auch von viel Unkenntnis über die notwendigen Bedürfnisse des Radsports und über die sinnstiftende Daseinsberechtigung eines Radstadions: Erstens, jeder sportlich erfolgreichen Radnation dient die „Bahn“ als wichtiger Raum für eine solide radsportliche Grundausbildung. Zweitens, ein überdachtes Radzentrum böte viele Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche spielerisch an die vielen verschiedenen Raddisziplinen heranzuführen. Drittens, ist das Fahren im Kreis und gegen den Uhrzeigersinn mittlerweile auch bei vielen Hobby- und FreizeitsportlerInnen beliebt. Und viertens, ja, Wettkämpfe, international und national, können dort auch abgehalten werden.
Wir haben in zwei Briefen, an den Wiener Bürgermeister und an den Herrn Sportminister, unseren Protest ob dieser Achtlosigkeit zum Ausdruck gebracht.
Fazit: Ein fatales Zeichen für den österreichischen Radsport und deshalb auch ein sportpolitisches Thema von bundesweiter Relevanz. Umso mehr bedarf es JETZT positiver Perspektiven und intelligenter Lösungen, die nach dem Schleifen des Dusika-Stadions dem Radsport einen nahtlosen Trainings- und Wettkampfübergang sicherstellen und umfangreichere Möglichkeiten eröffnen.